veröffentlicht am 20.07.2023
Folge #103 anhören:
Transkript zu Folge #103
Moin und herzlich Willkommen „Im Hier und Morgen“, dem Podcast, der dich auf eine Reise in die Zukunft einlädt! Ich bin Kai Gondlach, Zukunftsforscher der modernen Generation und Future Punk. Moin, Zukunft, moin „Im Hier und Morgen!“
Ein kulturelles Problem der Verkehrswende ist, dass aus Sicht der „Landbevölkerung“ lediglich die arroganten Städter ihre Wünsche durchsetzen möchten. Stimmt ja auch.
Richtig gehört, das war ich selbst, Kai Gondlach. Schön, dass du wieder eingeschaltet hast „Im Hier und Morgen“. In dieser Episode erwartet dich eine relativ umfangreiche Betrachtung der Verkehrswende. Darüber habe ich etwas geschrieben und auch veröffentlicht und ich dachte mir – auch auf mehrfache Nachfrage – das würde ich doch gern mal vertonen und dir hier auch im Podcast zur Verfügung stellen. Insofern: Diese Episode ist nur mit mir, das werde ich auch kommentieren, und ich hoffe, dass du ein paar neue Gedanken denken kannst und vor allem neue Perspektiven mitnimmst, denn das ist ja der Auftrag dieser ganzen Nummer. Und ich würde mich freuen, wenn du auch nicht „nur“ hier zuhören würdest, sondern auch mal vorbeischaust auf den Social Media Kanälen und vielleicht auch mal im Newsletter reinschaust. Wir haben wirklich inzwischen mehrere Kanäle und ich freue mich wirklich sehr, dass du eingeschaltet hast! Also: Viel Spaß mit dieser Episode!
Ja moin! Wie angekündigt mache ich diese Episode mal wieder selbst, ganz ohne Gast. Und ich habe mir vorgenommen, euch mal wieder einen meiner Texte vorzulesen, genauer gesagt sogar drei. Sie stammen aus dem PROFORE Magazin, zu finden unter www.profore-zukunft.de/magazin. Der Hintergrund dazu: Ich durfte mich im ersten Halbjahr 2023 ziemlich viel mit der Verkehrswende auseinandersetzen, habe dazu auch einige Interviews gegeben für Funk und Fernsehen und so weiter, und es scheint, dass wenigstens in meiner Wahlheimatstadt Leipzig einige meiner konkreten Vorschläge sogar weitergehend diskutiert werden, was ja erstmal ganz cool ist.
Über die allgemeinen Erkenntnisse auf der größeren Flughöhe habe ich dann Ende Mai angefangen, einen recht langen Artikel zu schreiben. Er handelt von der Verkehrswende in Deutschland und als ich gerade dabei war, meine Gedanken und die zahlreichen Gespräche mit Expert:innen und einem sehr guten Freund aufzuschreiben, stellte ich irgendwann fest: oha, das wird jetzt bisschen viel für einen Blogartikel. Deshalb haben wir das Ganze gedrittelt in der Veröffentlichung im Magazin. Da ich aber weiß, dass viele von euch ja offensichtlich hier zumindest lieber hören als lesen, haben wir dann bei PROFORE kurzerhand entschieden, den gesamten Text hier im Podcast zu veröffentlichen. Das heißt: Ihr müsst jetzt nicht warten, bis der letzte Teil im Newsletter verbreitet wird, das ist nämlich bei PROFORE erst in, ich glaube zwei Wochen der Fall, irgendwie Ende Juli oder Anfang August, weiß ich gar nicht genau, naja. Aber ihr hört’s jetzt schon in ganz. So!
Und die drei Teile heißen folgendermaßen:
- Warum das Deutschlandticket eine Totgeburt ist
- Warum die Verkehrswende ein Tandem inklusive Automobilindustrie sein muss.
- und: Chancen und Geschäftsmodelle für die Automobilindustrie
Der Text, den ich nun vorlesen werde, ist in Word ungefähr 18 Seiten lang. Deshalb ist diese Folge auch etwas länger als gewöhnlich. Aber dafür habe ich in den Shownotes die Zeitangaben notiert, also wann der nächste Teil losgeht, und ich hoffe, dass das auch funktioniert, keine Ahnung, habe ich vorher noch nicht gemacht. Allerdings: Die Teile bauen natürlich eigentlich aufeinander auf. Aber das hat natürlich jetzt den Vorteil, wenn du jetzt den ersten Teil hörst, vielleicht auf der Fahrt zur Arbeit oder in den Urlaub, keine Ahnung, und dann den zweiten hören möchtest, dann findest du den Einstieg möglichst einfach wieder. Im PROFORE Magazin wiederum werden auch die Links zu den Youtube-Videos, also ohne Video, nur Audio natürlich, mit der exakten Stelle zum jeweiligen Blogbeitrag posten, bei den entsprechenden Blogbeiträgen. Seid ihr auch so aufgeregt wie ich? Attacke, los geht’s!
Warum das Deutschlandticket eine Totgeburt ist
Zukunft der Verkehrswende, Teil 1/3
Die Verkehrswende kommt. Na, wann kommt sie denn?
Kaum eine Wende lässt so lange auf sich warten wie die Verkehrswende, die genau genommen sowohl die Mobilitäts- als auch Energiewende mit einbezieht. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutieren seit Jahrzehnten darüber, wie der öffentliche Personen-(Nah-)Verkehr, kurz ÖP(N)V, gestärkt und der motorisierte Individualverkehr (MIV) reduziert werden kann, um die Treibhausgasemissionen pro Kopf zu verringern.
Fakt ist: Die Wende bleibt aus, sowohl Emissionen im Verkehrssektor als auch die Anzahl zugelassener Pkw steigen nach wie vor, während das öffentliche Verkehrssystem immer unattraktiver wird.
Das Deutschlandticket bzw. 49-Euro-Ticket der Bundesregierung soll die Verkehrswende nun beschleunigen, doch ich argumentiere in diesem Beitrag, warum es der Verkehrswende mittelfristig einen Bärendienst erweisen wird und es besser wäre, von einem Tandem zu sprechen. Zum Ende präsentiere ich eine kleine Auswahl von Geschäftsmodellideen zur Beschleunigung der Wende.
Warum funktioniert ÖPNV in Deutschland nicht?
In Kürze: Deutschland ist ein Autoland, das Bus- und Bahnsystem stagniert und die Grundsanierung dauert zu lang.
Das Automobil wurde hierzulande erfunden und von vielen innovativen Köpfen bis zur Perfektion weiterentwickelt. Nirgends sonst ist der kulturelle Freiheitsbegriff so eng mit dem Besitz eines eigenen Autos verbunden, Benzin im Blut und Bleifuß gehören zum Standard-Wertekanon.
Status Quo der Infrastruktur: Schienen und Straßen
Das spiegelt sich auch im Status Quo der Infrastruktur und Nutzungsverhalten wider:
- Das deutsche Schienennetz ist insgesamt ca. 33.000 km lang und allein in den letzten 20 Jahren um knapp 20 Prozent geschrumpft. Die Länge der überörtlichen Straßen (Autobahnen, Bundes- und Landstraßen) beträgt 229.700 km, also fast das Siebenfache.
- Die Zahl der zugelassenen Pkw ist in Deutschland in den letzten 20 Jahren um 15,5 Prozent auf 48.760.000 Fahrzeuge (2023) gestiegen. Rein rechnerisch besitzt mehr als jede:r zweite Bundesbürger:in ein eigenes Fahrzeug.
- Die Zahl …