#90 Rück- und Ausblick auf 2022 und 2023 – Im Hier und Morgen#90

„Im Hier und Morgen“, heute schon wissen, was in Zukunft wichtig wird. Ein Podcast über Trends, Treiber und Visionen, von und mit Zukunftsforscher Kai Gondlach.

Wieder ein Jahr rum und wir sind immer noch da oder wie mein Lieblingssänger sagen würde: „not dead yet“. Wundervoll. Herzlich willkommen „Im Hier und Morgen“, zur letzten Ausgabe im Jahr 2022. Ich freue mich auf einen knackigen Rückblick und habe den für dich aufgezeichnet am 21.12., kurz vor Weihnachten, falls du das feierst, falls nicht, auch egal. Ich wünsche dir viel Spaß beim Rückblick. Dann gibt es einen kleinen Ausblick und dann gibt’s noch meine persönliche Wunschliste für das nächste Jahr. Viel Spaß und gute Unterhaltung wünsche ich dir an der Stelle und falls du noch eine Hand frei hast, dann schau doch mal auf Instagram vorbei: „Im Hier und Morgen“ bzw. „Zukunft Podcast“ oder auf der Website „im-hier-und.morgen.de“. Ich freue mich auf deinen Besuch. Das Jahr 2022 könnte man zusammenfassen mit den wesentlichen Kernthemen, zu denen ich von den Medien für Interviews angefragt wurde. Das wäre gewesen, erstens: Der Ukraine Krieg. Russlands Zar Vladimir der Putin hat das getan, was ich im letzten Jahresausblick angekündigt habe. Er hat hunderttausende seiner Soldaten – haben die eigentlich auch weibliche Soldatinnen? Ich weiß es nicht. – in den Tod geschickt, unter dem Vorwand, dort Nazis zu bekämpfen. Dass das totaler Quatsch ist, wissen wir. Dass das vor den Menschen-Gerichtshof und eher in den Knast gehört, darin stimmen auch viele überein, immerhin. Wann das Ganze aber vorbei geht, steht in den Sternen. Je nach Ausdauer des russischen Militärs, dem Revolutionswillen der russischen Bevölkerung und weiteren Waffenlieferungen aus dem Westen, dauert es nach durchschnittlichen Schätzungen noch mindestens sechs Monate, bis der Wiederaufbau der Ukraine auch nur gedacht werden kann. Ob dann alles ruhig ist, wage ich zu bezweifeln, aber gut, das ist schon der Ausblick. In verschiedenen Formaten wurde ich jedenfalls dazu befragt, was der Krieg mit uns in Europa und mit der Zukunftsforschung macht, wobei ich stets gesagt habe, dass ich überhaupt keine Ahnung von Krieg habe und mich auf Einschätzungen hochrangigen Militärs stützen muss.

Zweitens: Klimawandel und Klimaproteste. Immer mehr Menschen spüren weltweit die Auswirkungen des Klimawandels oder besser gesagt, der Klimakrise, auch wenn Wetterextreme nicht immer unbedingt damit zusammenhängen müssen. Doch die höhere Frequenz und Intensität dieser Extreme bestätigt die schlimmsten Annahmen der Forschenden des „Club of Rome“-Berichts vor genau 50 Jahren und auch in den letzten Jahrzehnten, die ja wiederholt wurden. Nämlich die Menschheit steuert sich selbst in eine Klimakatastrophe. Das 1,5 Grad Ziel ist nicht mehr zu erreichen, darin stimmen übrigens inzwischen auch die meisten Klimaforschenden überein. Entsprechend gibt es auch immer mehr Proteste, gegen zu lasche Maßnahmen aus der Politik und zu wenig Aktion in der Wirtschaft. Dazu war ich zum Beispiel im November live bei NTV eingeladen, um die Aktion der Klimakleber ganz aktuell einzuordnen.

Und drittens: Elon Musk Übernahme von Twitter. Völlig grundlos hat der damals noch reichste Mann der Welt, Elon Musk, für über 40 Milliarden Dollar den finanziell angeschlagenen Kurznachrichtendienst Twitter gekauft, in Windeseile kaputt gespielt und sucht nun Nachfolger. Wie man in so kurzer Zeit zum Gespött der Welt werden kann und gleichzeitig auch den Börsenwert des einzigen wirklich rentablen Unternehmens im Portfolio, nämlich Tesla, vernichten kann, ist mir ein völliges Rätsel. Aus globaler Sicht fehlen jetzt hier noch ein paar andere Themen: nämlich zum Beispiel die Revolution im Iran, die Aggressionen aus China gegenüber Taiwan oder auch gegen eigene Protestierende, gegen den Lockdown. Da gab es noch die Wahlen in Brasilien und in Italien, zwei neue internationale Bündnisse gegen die EU und die USA einmal rund um die OPEC-Staaten, das ist quasi nichts Neues, und auch das Asien Bündnis, aber die haben beide relativ deutlich Stellung bezogen gegen den Westen. Ach ja, und dann war dieses Jahr auch noch irgendwie, irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann, aber irgendwie war mal Fußball WM. Aber noch mal für den deutschsprachigen Raum runtergebrochen: wir stritten hierzulande über Corona-Maßnahmen, Genderwahnsinn, zu hohe Belastungen für Rentner:innen und kulturelle Aneignung (Fußnote: Dreadlocks gab es auch schon bei Wikinger, aber das nur nebenbei), weiter stritten wir über angemessene Strafen für Klima-Terrorist:innen mit Kartoffelbrei und einer beispiellosen Razzia gegen Reichsbürger, die von einem echten Prinzen angeführt wurden. Wir nörgelten über steigende Preise bei Aldi, Schimmelpilz in Pistazien, zu lasche Corona Regeln, zu strenge Corona Regeln, eine erfolglose Ampelkoalition, volle Züge und Busse zur Zeit des 9 € Tickets, zu viel Sonne im Sommer, zu viel Schnee im Dezember und vieles mehr. Dass das Gesundheitssystem im Eimer ist, ist nichts Neues, aber dieses Jahr dann leider auch für Kinder bestätigt. Und lokal, ich bin bei der Vorbereitung dieser Episode für den Podcast fast schreilachend vom Stuhl gekippt, als ich folgende Überschrift und die nächste Zeile dann beim MDR online las, also die Überschrift: „Oskar der Wissenschaft und Nobelpreis: sächsische Max-Planck-Institute räumen ab.“ Okay, na gut, lesen wir weiter: Dann steht da irgendwann mit dem DFB-Pokal hat RB Leipzig 2022 den ersten nationalen Fußballtitel nach Sachsen gebracht, die wohl noch wichtigeren Titel hat dieses Jahr aber das Max Planck Institut eingeheimst, zunächst gab es für Professor Swantje Pero den Nobelpreis, und so weiter und so fort. Der Vergleich hinkt sowas von hart, aber man muss ja auch ein breites Publikum ansprechen. Wie auch immer, meine persönliche Überschrift dieses Jahr lautet: „Das Jahr der Doppelmoral“ in diesem Sinne „God save the Queen“. Fun Fact: das Video zum gleichnamigen Song der Sex Pistols habe ich seit Mitte des Jahres, also noch vor dem Tod der Queen, in einigen Präsentation genutzt. Und warum? Ne, das war jetzt nicht irgendwie morbide gemeint, weil wie gesagt: war noch vorher, sondern, weil daraus die Zeile stammt: „no future“. Im Jahr der Zeitenwende, wie es unser Oberschlumpf Olaf Scholz bezeichnet, habe ich aus Sicht der Zukunftsforschung paradoxe Strömungen wahrgenommen. Auf der einen Seite die Resignation und Zukunftsangst: „no future for you, no future for me“, also wie die Sex Pistols auch vor 45 Jahren, auf der anderen Seite gibt es eine Renaissance des Merklschen: „Wir schaffen das“, ganz verrückt. Wir schaffen es, die geflüchteten Familien aus der Ukraine aufzunehmen und zu versorgen, wir schaffen es, den menschengemachten Klimawandel, wenigstens etwas einzudämmen, so dass nicht das Worst-Case-Szenario Eintritt, und damit meine ich nicht die Kopf 27 in Ägypten, sondern die zahlreichen Initiativen, Startups, Aktivist:innen und ja, auch Gesetzgebung und kürzlich das kanadische Abkommen zum globalen Umweltschutz.

Und dann warst da noch du, ja genau, du, der/die jetzt hier gerade zuhört. Du hast nämlich dazu beigetragen, dass dieser Podcast in den letzten 12 Monaten über 100% gewachsen ist. Ich habe das mal überschlagen, das ist quasi eine Verdopplung. Vollkommen abgefahren finde ich das! Inzwischen sind da draußen nämlich knapp 1.000 regelmäßige Zuhörende, was mir ehrlich gesagt gar nicht so aufgefallen wäre, wenn mir nicht Spotify eines Tages eine schöne, bunte Zusammenfassung geschickt hätte – jetzt Anfang Dezember war das. Außerdem ein absoluter Knaller: „Im Hier und Morgen“ gehört zu den Top 15 Prozent der am häufigsten geteilten Podcasts weltweit. Das ist absolut crazy! Vielen, vielen, vielen Dank dafür und ja, wenn wir schon dabei sind, teilt doch gerne diese Episode auch, wenn das nächstes Jahr auch wieder so sein soll und quasi auch hier eine kleine Steigerung kommt. Außerdem schaut doch gern mal vorbei bei meinem Instagram Account „Im Hier und Morgen“, dort hängen wir zwar ein bisschen hinterher mit der Veröffentlichung der Folgen, aber es hat auch was: so einen netten kleinen Rückblick. Und es gibt ja auch eine Website namens „im-hier-und-morgen.de“. Also schaut einfach mal vorbei, findest du wahrscheinlich auch über Google.

Kommen wir zum Jahresausblick 2023. Ich mache ein paar Schlagzeilen:

  • Bürgergeld löst Hartz IV ab. Wie das genau nicht im Chaos enden soll, konnten mir einige hochrangige Menschen in Arbeitsagenturen nicht sagen. Aber hey, wir sind gespannt. Schlimmer kann es jedenfalls kaum werden. Also Kopf hoch, liebe Arbeitssuchenden und Sozialschmarotzer:innen. Für die nicht ganz so Geächteten gilt: die Midijob-Grenze wird von 1600 € im Monat auf 2000 € angehoben und folgt damit dem Minijob, der ja seit Kurzem nicht mehr 450 €, sondern 520 € Job heißt – herzlichen Glückwunsch.
  • Das Lieferkettengesetz tritt in Kraft. Man darf also jetzt als Unternehmen nicht mehr bewusst Sklaven beschäftigen, auch nicht deren Zulieferer, und ihre Chemieplörre dürfen sie dann auch nicht mehr einfach so in einen Fluss kippen, sondern müssen das endlich ordentlich verschleiern.
  • Dann weiter mit der Umwelt. Einwegbecher und Geschirr gehören bald in die Geschichtsbücher. Stattdessen werden sie wohl auch bald vom altersbedingten Pfandsystem abgelöst. Das könnte übrigens auch für Weinflaschen gelten. Dass das der erste Schritt in eine echte Kreislaufwirtschaft sein könnte, in der der Kaffeebecher nicht mehr mir gehört, sondern dem Kaffee, wo ich ihn gekauft oder ausgeliehen habe, werden viele Wutbürgerinnen und Wutbürger erstmal nicht verstehen und wahrscheinlich auch ziemlich blöd finden und dafür montags auf die Straße gehen.
  • Beim Kroatien Urlaub wiederum können wir nun endlich die angesammelten Kunats zu Hause lassen oder jetzt noch schnell eintauschen, denn: Ab Januar wird dort der Euro eingeführt. Wenn ich nicht selbst letztes Jahr dort gewesen wäre, hätte ich nicht selbst gewusst, dass das heute noch nicht geht – also juhu, gute News.
  • Im Mai wiederum wird dann die neue Queen in Großbritannien gekrönt – total fortschrittlich -, weil, die ist nämlich dieses Mal ein Mann, Charles der Dritte.
  • Und im November schauen wir noch mehr als sonst nach Polen, denn dann wird dort ein neues Parlament gewählt, das möglicherweise einen weiteren Rechtsruck in Europa untermauern oder aber verhindern könnte. Wobei sowas gerade für Polen eine ganz andere Nummer ist mit, dem ganzen Rechtsruck-Gedönse und so, aber das ist eine ganz andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll.
  • Es stehen außerdem einige Ankündigungen aus der Tech-Szene in den Startlöchern: z.B. sicherlich ein neues IPhone, ein neues Google Pixel, ein paar neue Games etwas mehr Forore im Metaverse und anderen virtuellen Welten.

Die Liste der wahrscheinlichen Ereignisse ist natürlich viel zu lang für dieses Format. Wichtiger ist, es wird wieder viel passieren und darauf kann man sich einstellen.

Im Übrigen schreibe ich seit Kurzem auch bei giga.de auch mal ein paar Beiträge. Also bisher ist einer veröffentlicht, der Nächste ist in den Startlöchern, kommt demnächst raus. Ja, schaue also auch gerne da mal vorbei, die machen nämlich gutes Zeug. Aber nochmal zurück zum Draufeinstellen auf zukünftige Themen. Ich habe nämlich dieses Jahr zum ersten Mal den YearCompass ausgefüllt, das ist jetzt keine Werbung, ich wurde dafür nicht beauftragt, ich finde das wirklich gut. Diesen YearCompass gibt es kostenlos auf yearcompass.com, also Year, wie das englische Jahr, Compass, wie das englische Kompass-Thema, Punkt com, kannst du auch in den Shownotes nachlesen. Und da kannst du dir quasi kostenlos ein PDF herunterladen, das dann selbst ausfüllen, am Rechner oder auch ausdrucken, und da sind wirklich schöne Rubriken und Fragen dabei, die auch für meinen Geschmack zumindest, nicht zu esoterisch sind, z. B. sowas wie: Gewohnheiten, die dich ausmachen oder sechs Sätze über mein vergangenes Jahr und darin dann…